Liebe Seglerinnen, liebe Segler,

50 Jahre hinterlassen Spuren nicht nur in den Gesichtern der Mitglieder des Segelvereins Finkenwerder Hamburg von 1965 e.V., sondern auch am Sitz des Vereins in Hamburg-Finkenwerder.

Die Gründungsurkunde
Die Gründungsurkunde

Am 1. März 1965 wurde der SVFH von 12 segelbegeisterten Handwerkern aus Hamburg-Finkenwerder gegründet. 9 Mitglieder haben das Protokoll über die Gründung unterschrieben, darunter auch unser noch aktiver Segelkamerad Edmund Lange. Sie waren nicht nur von der Idee des Segelns fasziniert, sondern hatten Wagemut und konnten tüchtig zupacken beim Aufbau der Vereinsanlagen. Zum 1. Vorsitzenden wählten sie Hans H. Schäfer.Mit nur geringen finanziellen Mitteln ausgestattet, wurden erste Schlengel aus Holz beschafft bzw. neu montiert. Dalben wurden im Ness-Kanal gerammt. Alles wurde getragen von einer großen Aufbruchsstimmung und einem kameradschaftlichen Zusammenhalt.

Das Ziel war klar: Das Segeln auf unserer Elbe bis Helgoland und das Festmachen in den Elbehäfen. In einigen Köpfen schwirrten sicher schon Ideen von einer Fahrt auf der Ostsee. Doch die ersten Boote waren noch klein und für die „Große Fahrt“ meist nicht aus gelegt. Aus heutiger Sicht kaum denkbar, wagte sich die stetig wachsende Schicksalsgemeinschaft in Eigenarbeit an eine Bootslagerhalle. Ohne Netz und doppelten Boden lernten ausgebildete Zimmerleute Laien an, auf den Balken zu balancieren und Verbindungen zu schrauben.

Im Schweißen Kundige haben den ersten Bootswagen des SVFH für das Auf- und Abslippen gebaut. 4 Schiffe konnten in einer Tide aus dem Wasser geholt werden. Abenteuerlich waren die Umstände. Große Schlösser am Bootwagen mussten gelöst und die Rungen an die verschieden großen Boote angepasst werden. Mit Stempeln und Pallholz wurden die Schiffe gesichert. Der SVFH hatte einen Schutzengel.

Andere Mitglieder stellten sich als Ausbilder für den Segelsport zu Verfügung, denn die Elbe ist ein anspruchsvolles Revier und ohne ausreichende Kenntnisse sollten keine Seglerinnen und Segler des SVFH das Revier befahren. Das Wissen über Stromkanten, Tidenverhalten der Elbe, Wind auf dem Strom und auch das Wissen über Wegerechte wurde mit Leidenschaft von den Erfahrenden an die Neuen weiter gegeben. Gute Seemannschaft wurde hoch gehalten.

Die Ansprüche an den Komfort waren damals noch nicht ausgeprägt. Wasser und Strom auf dem Schlengel und einen eigenen Niedergang zur Anlage des SVFH im Ness-Kanal gab es zunächst nicht. Erst 1984 gab es Strom auf dem Schlengel und Wasser ab 1985.Das ist heute kaum vorstellbar und wird als Grundvoraussetzung von einem Hafen erwartet.

Hallenbau
Hallenbau

Dem SVFH unter die Arme gegriffen hat in dieser Zeit die Familie Heuer der gleichnamigen Bootswerft. Am Niedergang konnten in einem Kanister Wasser gezapft und Strom zum Überholen der Boote im Freilager der Bootswerft entnommen werden. Die Anlage des SVFH durfte mit Erlaubnis von Jürgen Heuer über den Niedergang der Bootswerft erreicht werden. Jürgen Heuer war auch offen für eine erste Wasserpacht für den SVFH durch Strom- und Hafenbau. Diese Geburtshilfe für den SVFH haben wir der Familie Heuer bis heute nicht vergessen. Die Aufbauphase des SVFH wurde mit dem Bau eines Winterlagers abgeschlossen. In der Festschrift zum 10jährigen heißt es:“So wie dieser festgefügte Schuppen als Zeichen für unsere Arbeit und unsere Liebe zum Wassersport steht, möge auch der Verein in Zukunft seine innere Festigkeit bewahren.“

Eine zweite schwierige Phase musste der SVFH meistern: Die Umzüge wegen der Werkserweiterung des Flugzeugsbaus mit der dafür notwendigen Zuschüttung des Ness-Kanals und den späteren einschneidenden Veränderungen wegen der Verlängerung der Landebahn. Im Mai 1988 hatten zunächst der Senat und dann die Bürgerschaft das Ende eines Verbleibens des SVFH im Ness-Kanal besiegelt. Die“Unterhändler„ der im Rüsch-Kanal ansässigen Vereine, Hans Rost vom SVFH, Klaus Ludwig vom SCNK und später Egbert Sommer vom TuSF hatten mit Hilfe der Verbände und des Sportamts nach zähen und schwierigen Verhandlungen ein Ergebnis ausgehandelt, mit dem die Vereine überleben konnten. Eine Ersatzbeschaffung durch die Stadt wurde zugesagt. Die vorsorglich eingelegten Einsprüche gegen das Planfeststellungsverfahren wurden daraufhin zurück genommen. Im Herbst 1989 konnte die Verlagerung zum Rüsch-Kanal erfolgreich beendet werden. Die Mitglieder verloren aber ihre lieb gewordene Umgebung mit Elbblick und mussten mit ansehen, wie ihre Aufbauleistung platt gemacht wurde. Das ist vielen Pionieren schwer gefallen.

Noch ein zweites Mal sorgte eine Planung der Stadt für große Aufregung in den im Rüsch-Hafen beheimateten Vereinen. Wegen einer beabsichtigten Verlängerung der Landebahn für Airbus wurde die Einfahrt zum Rüsch-Kanal für uns Segler um den U-Bootbunker Fink II herumgeführt und damit einhergehend Anlagen abgerissen und neu errichtet.

Steganlage
Steganlage

Diese bewegte Vereinsgeschichte überdeckt ein wenig den Aufbau und das Training von erfolgreichen Jugendlichen des SVFH. Achtbare sportliche Ergebnisse wurden bei der Deutschen Meisterschaft, Landesmeisterschaften und sogar der Europameisterschaft überwiegend in Optis eingefahren. In der nahen Zukunft werden alle Vereine die sportlichen Ambitionen der Jugend im Rüsch-Kanal bündeln müssen, um attraktive Angebote vorzuhalten.

Die Sorgen um Aufbau und Umzüge liegen hinter uns. Heute verfügt der SVFH mit seinem konstanten Mitgliederbestand von über 160 Mitgliedern aus allen Berufen über gute bis sehr gute Anlagen für den Wassersport. Notwendige Reparaturen werden zügig erledigt, damit erst gar nicht ein Investitionsstau entsteht. Die Arbeitseinsätze der Mitglieder konnten auf wenige Stunden im Jahr begrenzt werden. Ohne jede tatkräftige Mithilfe eines jeden Mitglieds könnte der hohe Standard aber nicht gehalten werden. Kommerzielle Unternehmen mit vollem Service sind für viele Sportler nicht finanzierbar und können die Segelkameradschaft im Verein nicht ersetzen.

Der Vorstand
Der Vorstand

Ehrenamtlich tätige Mitglieder des erweiterten Vorstands (gegenwärtig: Sylvia Dralle, Schriftführerin, Barbara Porath–Genz, Festausschuss, Dirk Andersch Hallenwart und Hafenmeister, Rolf Dralle, Slipwart, Wojtek Cwiertnia, Schatzmeister, Klaus Jacobsen, 2. Vorsitzender, Hans-Jürgen Westphal, 1.Vorsitzender), der Schiedskommission unter dem Vorsitz von Norbert Nerger , und mehrere vorbildliche Helferinnen und Helfer kümmern sich, damit im SVFH nicht nur das Alltägliche funktioniert, sondern auch die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Wir freuen uns über Gäste an unseren Anlagen, die der SVFH gern für alle, die Hamburg mit dem Boot ansteuern, bereit stellt. Nicht nur freie Wasserliegeplätze mit Strom, Wasser und Mastenkran können genutzt werden, sondern auch das Vereinshaus lädt zum Verweilen ein. Unser Gästebetreuer Dieter Wichers kümmert sich um die Anliegen der Gäste, und die Mitglieder helfen, wo sie können.

Hannes Westphal
Hannes Westphal

Im SVFH sind im Bewusstsein der Vereinsgeschichte auch Seglerinnen und Segler willkommen, die nicht über ein prall gefülltes Portemonnaie verfügen.Der SVFH will allen Segelbegeisterten den Start in unseren schönen Sport erleichtern und achtet deshalb auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Aufnahmeerfordernis im SVFH sind vor allem eine tief verankerte Freude am Segelsport und Teamgeist. Segeln auf der Elbe und den weiteren Revieren ist trotz aller Technik an Bord immer ein Naturerlebnis mit hohen Anforderungen an eine gute Seemannschaft. Wir Fahrtensegler und Regattafreaks vom SVFH wissen das und sind im Stillen froh, nach einer Tour unversehrt wieder im Hafen des Segelvereins Finkenwerder Hamburg anzulegen.

© Hans-Jürgen Westphal

50 Jahre SVFH